Wenn Schatten sprechen: die faszinierende Konvergenz von Giacometti und Sugimoto in Paris

Geschrieben von: Nauradika Of London

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Wenn sich der Schleier zwischen dem Greifbaren und dem Ätherischen lichtet, findet die Kunst einen Weg, Bände über das Unsichtbare zu sprechen. Dies ist die Prämisse der faszinierenden Ausstellung „Giacometti/Sugimoto: Inszeniert“, die vom 5. April bis 23. Juni 2024 im Institut Giacometti in Paris zu sehen ist. Diese Ausstellung ist nicht nur eine Schau, sondern ein Dialog – ein geheimnisvolles Gespräch zwischen den Werken Alberto Giacomettis und Hiroshi Sugimotos, untermauert von den beschwörenden Themen traditioneller japanisch Noh-Theater.

2013 bot das Museum of Modern Art (MoMA) in New York die Bühne für diesen Dialog. Hiroshi Sugimoto, bekannt für seine Fotografien, die die Grenzen zwischen Zeit und Ewigkeit verwischen, wurde eingeladen, Giacomettis Skulpturen im Garten des Museums zu fotografieren. Besonders hervorzuheben ist die „Große Frau“, fotografiert im aufschlussreichen Tageslicht und den vieldeutigen Schatten der Dämmerung. Diese von Dualität durchdrungenen Bilder spiegeln die übernatürlichen Begegnungen von Lebenden und Toten wider, die für das Nō-Theater charakteristisch sind, und eröffnen die Möglichkeit einer tieferen Auseinandersetzung mit Realität und Erscheinung.

Die Ausstellung „Giacometti/Sugimoto: Inszeniert“ führt diese Erkundung weiter und verwebt eine Erzählung, die aus der Vergangenheit schöpft, um mit der Gegenwart zu sprechen. Sie ist um die Nachbildung einer Nō-Spielszene herum aufgebaut und lädt die Besucher in einen Raum ein, in dem sich Zeit, Form und Wesen überschneiden. Giacomettis Skulpturen, bekannt für ihre eindringlichen, länglichen Formen, finden inmitten von Sugimotos Fotografien einen neuen Kontext, die nicht nur Bilder, sondern auch Momente zwischen Wandel und Beständigkeit einfangen. Die Einbeziehung antiker Nō-Masken aus Sugimotos Privatsammlung fügt historische und spirituelle Ebenen hinzu und bereichert den Dialog zwischen den Künstlern.

Was Giacometti und Sugimoto verbindet, ist nicht nur ihre Kunst, sondern auch ihr Streben, das Ungreifbare einzufangen. Giacomettis Skulpturen greifen aus der Leere und versuchen, die Essenz der menschlichen Existenz zu erfassen, während Sugimotos Fotografien Meditationen über Zeit, Erinnerung und die Vergänglichkeit des Lebens sind. Diese Ausstellung unterstreicht ihre gemeinsame Faszination für den Punkt, an dem Realität auf Übernatürliches trifft – ein Thema, das tief im Nō-Theater verwurzelt ist, wo Geschichten die Grenzen von Leben und Tod überschreiten.

Die Bedeutung dieser Ausstellung geht über ihre visuelle Wirkung hinaus. Sie bietet eine einzigartige Perspektive darauf, wie sich verschiedene Kunstformen überschneiden und neue Bedeutungen und Verständnisse schaffen können. Laut der Fondation Giacometti präsentiert die Ausstellung nicht nur die Werke zweier einflussreicher Künstler, sondern lädt uns auch dazu ein, über die Natur unserer Realität und die Art und Weise nachzudenken, wie Kunst unsere Wahrnehmung verändern kann.

Beim Rundgang durch die Ausstellung werden die Besucher dazu angeregt, sich mit der Rolle von Beobachter und Teilnehmer, von Lebewesen und geisterhaften Wesen in der sie umgebenden Kunst auseinanderzusetzen. Dieses immersive Erlebnis zeugt von der Kraft der Kunst, Welten zu verbinden, über Kulturen und Epochen hinweg zu kommunizieren und die universellen Fäden zu enthüllen, die uns miteinander und mit den Geheimnissen jenseits unseres Verständnisses verbinden.

In einer Welt, in der das Greifbare oft die Geheimnisse des Unsichtbaren überschattet, erinnert „Giacometti/Sugimoto: Inszeniert“ an die Tiefe und Komplexität der menschlichen Wahrnehmung und die unendlichen Möglichkeiten, die entstehen, wenn wir verschiedene Welten aufeinanderprallen und miteinander kommunizieren lassen. Es ist eine Einladung, innezuhalten, nachzudenken und über die Oberfläche hinauszublicken, in die Tiefen, wo die Schatten sprechen.

Während wir die Auswirkungen dieser einzigartigen Begegnung zwischen Giacometti und Sugimoto, nutzen wir die Gelegenheit, die Grenzbereiche zu erkunden, die sie hervorheben – die schmalen Linien zwischen Licht und Schatten, Präsenz und Abwesenheit, dem Greifbaren und dem Ätherischen. Diese Ausstellung ist nicht nur ein visuelles Fest, sondern auch eine philosophische Auseinandersetzung, die uns dazu auffordert, unsere Wahrnehmung der Realität und die Macht der Kunst, sie zu verändern, zu überdenken.

Wer diese faszinierende Schnittstelle zwischen Kunst, Geschichte und Spiritualität erkunden möchte, dem verspricht „Giacometti/Sugimoto: Staged“ eine unvergessliche Reise ins Herz der Kreativität und den endlosen Dialog zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.